Ist Insektenfutter für Ihren Hund oder Ihre Katze eine gute und auch ökologische Alternative zu Fleisch? Unter dem Label «Green Food» bringen viele Hersteller Feucht- und auch Trockennahrung mit Insektenproteinen auf den Markt. ANiFiT beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit diesen neuen Proteinquellen, denn sie sind wirklich interessant und für unsere Hunde und Katzen gut verträglich.
Was ist Insektenfutter?
Entomophagie ist das Fachwort zum Thema Insektennahrung. Es bedeutet: Essen von Insekten durch Menschen.
Gut geeignet zum Verspeisen sind etwa Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken. Während in Asien, Afrika und Lateinamerika der Verzehr von Insekten eine lange Tradition hat, schwappt die Erkenntnis langsam auch nach Europa, dass Insekten wegen ihres hohen Proteingehalts als guten Fleischersatz dienen können. Zudem ist die Insektenproduktion energieschonender als die Fleischproduktion.
Diese Aspekte sind natürlich auch für die Tierfutter-Industrie interessant.
Warum also nimmt ANiFiT Insektenfutter nicht gleich ins Sortiment auf?
Die 5 Dimensionen der Nachhaltigkeit
Die Begriffe «Nachhaltigkeit» oder «nachhaltige Entwicklung» werden aktuell in den verschiedensten Bereichen ganz selbstverständlich verwendet. Dabei geht es vorwiegend um die Schonung und Erhaltung natürlicher Ressourcen.
Es reicht aber nicht aus, nur die ökologischen Aspekte der Nachhaltigkeit zu betrachten. Wir gehen von insgesamt 5 Dimensionen aus, die zur Nachhaltigkeit gehören:
- Gesellschaft
- Wirtschaft
- Umwelt
- Individuum / Gesundheit
- Kultur
Jede einzelne Dimension beschreibt einen Aspekt der Nachhaltigkeit. Da sich alle Dimensionen gegenseitig beeinflussen, kann man sie nicht isoliert betrachten (siehe Abbildung 1).
Energieverbrauch der Insektenzucht
Insgesamt sind rund 1900 Insektenarten bekannt, die essbar sind. Die meisten davon werden in der Natur gesammelt. Nur wenige Arten werden kommerziell genutzt.
Wissenschaftler haben auch schon herausgefunden, welche Insekten den ähnlichsten Proteingehalt wie Rinder haben und somit für die Tierfutterindustrie am besten verwertbar sind.
Um Insekten zu züchten, braucht es nicht sehr viel. Eine Lagerhalle, in der man die Temperatur- und Luftfeuchtigkeit kontrolliert steuern kann, ist die Grundlage. Die Insekten sind Kaltblüter und brauchen deshalb eine artenspezifische konstante Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit. Nur so können sie sich fortpflanzen, und nur so können ihre Larven wachsen.
Eine Studie* der ETH Zürich zeigte, dass der Energieverbrauch von 1 kg frischen Insekten in etwa gleich hoch ist wie die Produktion von 1 kg Hühnerfleisch.
Das Gewinnen der Proteine aus den Insekten ist jedoch energieaufwändig. So verschlingt schliesslich die Produktion eines Hundefutters mit Insekten 5 Mal mehr Energie als eines mit Hühnerfleisch.
* Meat alternatives: life cycle assessment of most known meat substitutes / Smetana, Sergiy et al. Int J Life Cycle Assess (2015) 20:1254–1267
Futter-Qualität der Insekten
Je besser die Insekten gefüttert werden, umso besser wird auch die Qualität des Proteins. Hier kommen wir zu einem grossen Spannungsfeld.
In Südostasien werden die Insekten oft nur mit billigem Hühnerfutter grossgezogen. Den Insekten wird also Futter gegeben, das in direkter Konkurrenz zur menschlichen Ernährung steht. Da ist es doch immer noch sinnvoller, die Nebenprodukte aus der Fleischindustrie als Hunde- und Katzenfutter aufzuarbeiten. Zudem liefern die Insekten oft kein Taurin, das für Katzen essentiell ist.
Für ihr Wachstum benötigen die Insekten organische Substanz. Je nach Futterqualität, entwickeln sie sich besser oder eben weniger gut.
Wo kommt also das hochqualitative Futter für die Insekten her? Befindet sich die Aufzuchthalle nicht in der Nähe von einem Ort, wo «Bioabfall» in grossen Mengen anfällt, muss dieser von weit her angeliefert werden. Das ist zum einen nicht ökologisch, und zum anderen treibt es den Preis der Insekten in die Höhe, und sie werden zu teuer, um daraus Tiernahrung herzustellen.
Um keine Schwankungen im Proteingehalt der Insekten zu haben, ist es zwingend nötig die Futterqualität konstant zu halten. Ist dies nicht möglich, weil die benötigten Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie nicht verfügbar sind, schwankt der Proteingehalt pro Produktionsbatch massiv. In diesem Fall kann der Proteinwert nicht garantiert werden.
Zudem sind die Insektenproteine hitzeempfindlich und denaturieren leicht bei der Weiterverarbeitung zu Tierfutter.
Unter solchen Umständen ist es schwierig, mit diesem Protein ein Tierfutter herzustellen, das als Alleinfuttermittel immer ausgewogen sein sollte.
Klimagase von Insekten?
Die Larven scheiden sehr viel Ammoniak aus, ein klimarelevantes Gas, das in solchen Mengen nicht zu unterschätzen ist. Ammoniak wandelt sich in der Atmosphäre zu Feinstaub um und trägt damit erheblich zur Luftverschmutzung bei. Der Ausstoss von klimarelevanten Gasen, umgerechnet in CO2-Äquivalente, liegt bei den frischen Insekten im Bereich der Hühnerproduktion. Dafür ist er nur etwa halb so gross wie in der Milchproduktion (Smetana et al, 2015*).
Immerhin: das Klimagas Methan wird von den Insekten nicht produziert.
Allein in Südostasien stehen ca. 20'000 Insektenfarmen. Ihre Jahresernte wird auf ca. 7'500 Tonnen (Stand 2011) geschätzt. Diese Insekten werden nur für den menschlichen Verzehr gezüchtet. Dazu kommen jetzt noch die Farmen in Holland und weitere neue Farmen in Europa, USA etc., die nur Larven für Tiernahrung züchten.
Wie wird das Protein von den Insekten gewonnen?
Insekten-Larven enthalten nicht nur Protein, sondern auch Fett und je nach Stadium auch Chitin (Exoxkelett). Wenn wir für unser Insektenfutter nur das Protein haben wollen, dann muss die Larve aufgearbeitet werden. Bei diesem Prozess benötigt man 3-4 Mal mehr Energie als für die Produktion von Milch oder Pouletfleisch (Smetana et al, 2015*).
Welchen Einfluss können die Larven auf die Umwelt haben?
Nebst den Emissionen (Ammoniak) gibt es noch einen anderen Aspekt, den es zu beachten gilt: Studien sagen, dass eine bestimmte Heuschrecken-Art das perfekte Protein für die Tiernahrung liefern würde. Stellen Sie sich aber vor, was passiert, wenn eine Zuchthalle dieser Heuschrecken aus irgendwelchen Gründen (Sturmschaden, Erdbeben, Wasser etc.) Schaden nehmen und diese Tiere entkommen würden. Heuschrecken vermehren sich so schnell, dass Getreidefelder in Gefahr wären und eine Hungersnot drohen würde.
Wir kennen heute schon diverse Tierarten, die Überhand nehmen und unsere heimischen Arten vertreiben oder fressen (z. B. Asiatischer Marienkäfer). Deshalb kann man, wenn es um die Auswahl der Insekten für unsere Tiernahrung geht, nicht nur nach dem Proteingehalt eine Insektenart auswählen. Der ganze Produktionsprozess muss einen hohen Sicherheitsstandard aufweisen, damit keine Insekten in die freie Wildbahn gelangen.
Abschliessend können wir folgendes sagen:
Insektenfutter ist nicht per se «öko» oder «green». Die Produktion benötigt sehr viel Energie, und die Qualität ist stark abhängig von den vorhandenen Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie. Der Import aus Asien ist nicht ökologisch, und in Europa ist die kommerzielle Insektenproduktion erst im Aufbau begriffen.
ANiFiT verzichtet deshalb noch auf Hunde- und Katzennahrung mit Insektenproteinen. Wir sind aber in Kontakt mit Spezialisten und verfolgen die Entwicklung sehr genau, damit wir Ihnen weiterhin Produkte liefern können, hinter denen wir zu 100 % stehen.
Unsere Einschätzungen zum Thema veganes Tierfutter finden Sie im Blogartikel Hunde und Katzen vegan ernähren.
Gesundes und natürliches Katzen- und Hundefutter finden Sie in unserem Shop.
Haben Sie noch Fragen, kontaktieren Sie gerne Ihren Berater oder unseren ANiFiT-Kundenservice.